Tsugaru Abbruch 2018

„Das Freiwasserschwimmen, so wie ich es ausübe, ist eine gefährliche Sportart. Das ist mir bewusst und sollte jedem anderen Freiwasserschwimmer klar sein.“

Mit der Teilnahme an der Ocean’s Seven Challenge gehen Athleten ein Risiko ein. Die Herausforderungen können einen derart an die Leistungsgrenzen bringen, dass es lebensgefährlich werden kann. Mir war bisher allerdings nicht bewusst, wie gefährlich diese Abenteuer auch für mein gesamtes Team werden können. Leider wurde mir dies viel zu eindrucksvoll bei meinem Versuch, die Tsugaru-Straße in Japan zu meistern, vor Augen geführt. Die Tsugaru-Straße liegt zwischen den beiden größten japanischen Inseln Honshu und Hokkaido. Um diese Meerenge zu meistern, bedarf es einer organisatorischen Meisterleistung im Vorfeld des Starts. Schlechte Zufahrtswege sowie schwierige Versorgungs- und Unterbringungsmöglichkeiten erschweren den Aufenthalt vor dem Rennen. Die sehr starke Strömung zwingt die Schwimmer dazu, einen abgeschiedenen und schwer zu erreichenden Startpunkt im Norden der Insel Honshu zu nutzen. Von einem sehr alten und kleinen Hafen fuhren wir auf einem Fischerboot in völliger Dunkelheit los. Die Besatzung bestand aus meinen beiden Trainern, meinem Vater, dem Kapitän, der Offiziellen der Ocean’s Seven und mir. Nach einigen Minuten gab es einen lauten Knall und wir flogen alle kreuz und quer über das Boot. Der Kapitän ist mit voller Wucht auf einen Felsen aufgefahren. Bei meinem Sturz verletzte ich mich leicht. Viel schlimmer jedoch erging es dem Kapitän selbst. Der Japaner brach nach dem Aufprall zusammen und verlor für mehrere Minuten sein Bewusstsein. Während sich mein Trainer um den Bewusstlosen kümmerte, versuchte der Rest der Crew, den Motor des Bootes auszustellen, was sich bei einem so alten Boot als äußerst schwierig herausstellte. Das Boot fuhr somit minutenlang weiter auf den Felsen auf. Von Hilfe keine Spur. Das zweite Boot konnte über Funk nicht erreicht werden und der Kapitän war weiterhin nicht bei Bewusstsein. Die Situation stellte sich zusehends bedrohlicher da – über die eigentliche Challenge dachte niemand mehr nach. Erst nach über einer Stunde traf Hilfe ein. Der Kapitän musste inzwischen von einem meiner Trainer wiederbelebt werden! Wirklich sehr dramatische Szenen, die ich nie wieder vergessen werden. Nicht auszudenken, wenn sich weitere Mitglieder der Crew schwerer verletzt hätten. Uns allen wurde leider vor Augen geführt, wie gefährlich der Sport ist, wenn nicht absolut professionell gearbeitet wird. Ich werde die Challenge in Japan erst wieder angehen, wenn die Organisatoren hier etwas geändert haben.