Nathalie Pohls Versuch, den Ärmelkanal zu durchqueren

„Ich bin eine sehr ehrgeizige Person. Als ich angefangen habe, mich mit dem Thema ‚Freiwasserschwimmen‘ zu beschäftigen, stieß ich schnell auf die größte Herausforderung in diesem Sport: die Ocean’s Seven Challenge.“

Das Buch „Die Eismeerschwimmerin“ der Freiwasserschwimmerin Lynne Cox fesselte mich. Wie sie den Ärmelkanal zu durchqueren, war von Anfang an mein großes Ziel. Über ein Jahr arbeitete ich nun auf dieses große Ziel hin. Am 30. August sollte es dann so weit sein. Wer den Ärmelkanal durchschwimmen will, hat es gleich mit mehreren Schwierigkeiten zu tun. Mit knapp 33 km ist die Strecke zwischen Shakespeare Beach in Südengland und dem Cap Gris-Nez in Nordfrankreich zunächst einmal sehr breit. Gleichzeitig ist er auch die meistbefahrene Wasserstraße der Welt. Fast 500 Schiffe fahren täglich durch den Ärmelkanal. Hinzu kommen weitere erschwerende Umstände, wie das oftmals schlechte Wetter in der Region, der Wind und die starke Strömung. Zumindest mit dem Wetter hatten wir Glück: „Natürlich war es windig und kalt, aber für den Ärmelkanal waren die Bedingungen gut“, so fasst es mein Trainer ganz gut zusammen. In den ersten Stunden schien sogar die Sonne und ich konnte die Aufgabe hochkonzentriert angehen. Zu Beginn des Rennens denkt man noch viel nach, zählt die Atemzüge, schaut sich die Landschaft oder die Schiffe an, die an einem vorbeifahren. Aber irgendwann schwimmt man nur noch, ohne nachzudenken. Dann wird es gefährlich, da man ebenfalls aufhört, auf die natürlichen Warnsignale des Körpers zu hören. Das Schwimmen fiel mir zunehmend schwerer. Ich habe die ganze Zeit die Abgase der Schiffe eingeatmet und immer mehr Salzwasser geschluckt. Hinzu kam, dass ich durch eine Mandelentzündung im Vorfeld des Rennens immer noch geschwächt war. Trotzdem schwamm ich weiter, beinahe über meine Grenzen hinaus. Nach 11 Stunden, 35 Minuten und 6 Kilometer vor dem Ziel tat mein Trainer das einzig Richtige: Er brach das Rennen ab und holte mich aus dem Wasser. Ich stehe voll hinter der Entscheidung meines Trainers und bin froh, dass ich mich auf meine Crew verlassen kann! Das heißt nicht, dass ich die Kanalquerung bereue. Es war absolut der richtige und logische nächste Schritt und ich würde und werde es immer wieder tun.